Konstanz – Das Architekturforum KonstanzKreuzlingen zeigt im Turm zur Katz eine Ausstellung zum Gotthard.
Der Gotthard ist nicht irgendein Bergmassiv, das man überwinden muss, um in den sonnigen Süden zu gelangen – er ist insbesondere für die Schweizer ein wichtiges Stück Heimat, das über die Jahrhunderte immer wieder von Menschen gestaltet wurde. Diese Strassen, Brücken, Gleisanlagen, Bunker und Tunnel stehen im Mittelpunkt der Jahresausstellung des Architekturforums. «Wir berufen uns dabei auf Erkenntnisse von Christian Sumi und Marianne Burkhalter», erklärt Ueli Wepfer, der Präsident des Vereins. Die beiden Zürcher Architekten hatten fünf Jahre lang eine Forschungsgruppe geleitet, die für die ETH und die Università della Svizzera Italiana Wissen zu Landschaft, Mythen und Technologie am Gotthard zusammentrug. «Ich habe im Architekturbüro Burkhalter-Sumi gearbeitet, als 2016 das Buch zum Projekt vorgestellt wurde», erzählt Aret Tavli aus dem Vorstand des Forums. «Es ist eine tolle Arbeit, die man auch anders zeigen kann – und deshalb habe ich sie als Thema für die Jahresausstellung vorgeschlagen.»

Erkenntnisse zur Baukultur aufbereitet

Bisher wurden Ergebnisse der Forschung erst einmal 2014 auf der Biennale in Venedig gezeigt, dort mit dem Film «Gotthard Landscape – The Unexpected View», der auch im Bildungsturm hinter dem Konstanzer Kulturforum am Münster laufen wird. Die übrige Ausstellung haben die Architekten mit Erlaubnis und Unterstützung von Sumi und Burkhalter auf Basis der über dreissig Essays aus dem Buch zusammengestellt. Sie haben Texte übersetzt und gekürzt, die kulturhistorischen Zusammenhänge erklärt und Fotos ausgewählt. Im Erdgeschoss werden sich die Besucher allgemein über den Gotthard informieren können, im ersten Stock geht es um Mythen rund um den Berg, im zweiten um Technologie und im dritten schliesslich um die Landschaft.

Grossflächiges Landschaftsrelief

Die Präsentation hat der junge Kommunikationsdesigner Simon Neßler gestaltet. «Die Wände bespielen wir mit dem Wissen der Experten», erklärt er. Dabei gehen Kunst und Information mitunter ineinander über. «Das grossflächige Landschaftsrelief, das wir auf Bauzaunpläne gedruckt haben, gibt den Menschen den Eindruck, sie seien von Gebirge umgeben. Vor allem informiert es aber wissenschaftlich exakt über die Bauten und Verkehrswege am Gotthard.» In den Räumen stehen jeweils in der Mitte original Transportkisten der SBB als Sitzfläche und Lesepult. Sie erinnern an das Motiv für den Ausbau des Passes: den Handel. Einige der Kisten sind zu Garderobenständern umfunktioniert. Mit Informationen bedruckte T-Shirts auf Kleiderbügeln sollen sich die Besucher in einen Souvenir-Shop versetzen und damit auf die Bedeutung des Gotthards für den Tourismus verweisen.

Die Ausstellung ist bis 20. Januar geöffnet, jeweils Di. bis Fr. von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 10 bis 17 Uhr. Finissage ist am 15. Januar mit dem bekannten Bauingenieur Jürg Conzett.

geschrieben von Inka Grabowsky (Kreuzlinger Zeitung, 14.12.2018)

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